In 21,5 Stunden erreichen Gerry Fiegl und ich am 23. Januar 2014 den Gipfel des Fitz Roy in Patagonien.
Im Januar reiste ich mit Gerry Fiegl nach Patagonien. Diese Reise hatte ein ambitioniertes Ziel, wir wollten den Gipfel des 3.406 m hohen Granitbergs Fitz Roy in den argentinisch-chilenischen Anden in einer Non-Stop-Tour bezwingen. Das Wetter zeigte sich stürmisch und niederschlagsreich, Geduld war gefragt. Quasi zum Aufwärmen nahmen wir am 10. Januar die Aguja Guillamet (2.580 m) und am 18. Januar den Cerro Standhart mit.
Das Wetter blieb patagonisch, doch die Vorhersage versprach ein kleines “Fenster”, einen halben Tag mit abgeschwächtem Wind und ohne Niederschlag. Die Chancen waren nicht groß, wir suchten weiter nach der richtigen Taktik für einen Erfolg am Fitz Roy.
Der Plan war ebenso klar wie einfach: Zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, also bei schlechtem Wetter zusteigen und die ersten 1.000 m der Supercanaleta zügig klettern, um dann unter verbesserten Wetterbedingungen die technischen Schwierigkeiten und den exponierten Gipfelgrat zu bewältigen. Nachdem die Strategie für die Non-Stop Aktion ohne Materialdepot und Spur stand, musste nur noch das Wetterfenster perfekt getroffen werden sowie Kopf und Beine mitspielen.
Am 22. Januar war es soweit. Der Startschuss fiel um 18:00 Uhr an der Ponte Rio Electrico. Im letzten Licht des Tages ging es über den Passo Quadrado und durch Schneetreiben und Dunkelheit an die Basis der Supercanaleta.
Den unteren, vermeintlich leichteren Teil der Route kletterten wir dann in der Nacht und erreichten den technisch anspruchsvolleren Teil der Route etwas verfrüht um 4:00 Uhr morgens. Anhaltender Schneefall, zunehmender Wind und Dunkelheit zwangen uns ein kleines Notbiwak einzurichten, um geschützt auf Tageslicht und Wetterbesserung zuwarten. Der Tag brach an, das Wetter blieb schlecht, die Füße wurden immer kälter und die Entscheidung war alles andere als leicht. Ein Rückzug war naheliegend doch das Motto: “Jetzt klettern wir mal zwei drei Längen dann sehen wir schon…” lies die Aktion weiterlaufen. Zudem wärmt Klettern immerhin mehr als Abseilen.
Der Schneefall hielt den ganzen Vormittag an, geklettert wurde mit Steigeisen und Pickel in winterlichem Raureif und erst am Gipfelgrat gab es den lang ersehnten blauen Himmel und die Sonnenstrahlen für uns. 21h und 30min nach dem Abmarsch wurden wir für Geduld und Ausdauer belohnt und standen alleine und überglücklich um 15:30 Uhr auf dem Gipfel des Fitz Roy. Was jetzt wartete ist eine lange Abseilpartie sowie ein weiter Marsch zurück zum Ausgangspunkt, den wir nach einer Gesamtzeit von 31h 30min müde aber zufrieden wieder erreichten.